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Blog/Podcast

29. Oktober 2021

Die Trauer - eine besondere Blume...

...im Garten der Gefühle.

Viel zu selten darf ihre Knospe sich öffnen und erblühen. Doch damit sie verwelken kann, muss sie erblühen. Wer in der Verletzlichkeit ihrer Blüte die wahre Schönheit und Stärke erkennt, in den Samen den Wachstum für das Glück und den Frieden weiss, dem weicht Angst und Scham.

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Unter den Botanikern würde man wohl sagen, sie sei ein Nachtschatten-Gewächs. Sie braucht Ruhe und Stille, damit sie sich zeigt. In unserer Zeit erhält sie daher nicht viele Gelegenheiten. Warum das so wichtig wäre und warum es gerade in diese Zeit passt, erfährst Du hier.

Diese besondere Nacht von Samhain - Allerheiligen - Halloween auf den 1. November, öffnet die Tore zum Loslassen und Trauern.

Die Kraft dieser Zeit haben unsere Ahnen bewusst genutzt, um sich auf die Stille und den Rückzug im Winter einzustimmen und einzulassen. So kann gehen, was nicht mehr zu einem gehört und es gibt Boden, damit im Frühling das Neue wachsen und gedeihen kann. Wenn Du auf einen erfolgreichen Neustart im Frühling hoffst, ist es zentral, was Du aus dieser dunklen Zeit machst. Die letzten Jahrzente wurden genutzt, diese Zeit mit viel Aktivität - wenn nicht sogar Stress - zu füllen. Bist Du bereit für den Wandel? Bereit einen Schritt auf Dich zu zugehen? Bist Du bereit loszulassen und zu trauern? Erfahre, wie Du mit dem Gefühl der Trauer umgehen kannst. Wie Du in ihr sogar ein wertvoller Freund entdeckst. 

Daher überraschten mich die Synonyme und doch zeigen sie den tiefen Kern des Themas. 
Synonyme für traurig sein: Trübsal blasen, mit der Welt zerfallen sein, mit dem Schicksal hadern, alles schwarz sehen, jammern, sich schämen, hart, bitter, reuen...
Ist das so? Ist nicht das Gegenteil der Fall? Sicherlich kann die Trauer vieles auslösen. Doch hast Du schon mal einen traurigen Menschen in Deine Arme genommen, ihm Trost gegeben und ihn dabei als hart und bitter empfunden? Macht uns die Trauer nicht weich und mitfühlend? 

Warum fällt es uns so schwer traurig zu sein?
Seid Geburt werden wir hartnäckig darin trainiert, mit dem Weinen aufzuhören, es zu unterlassen. Sprüche wie: "Das ist doch nicht so schlimm." - "Deswegen musst du doch nicht weinen." sind wohlgemeint und doch erkennt man heute, dass sie einem kleinen Kind sagen, dass seine Gefühle nicht wahr und richtig sind. Es lernt rasch, dass es gute und schlechte, erwünschte und abgelehnte Gefühle gibt und unterdrückt, wertet seine wahren Gefühle schon früh. So entwickeln wir uns zu angenehmen, angepassten und umgänglichen Zeitgenossen. Ein anderer Grund kann sein, dass uns das Leben abstumpft, um uns zu schützen, damit wir nicht so verletzlich sind. 

Doch was passiert, wenn wir Wut, Trauer oder Frust nicht ausdrücken? Mit gelungener Ablenkung weichen sie Sport, Arbeit, Süssigkeiten, Games, Partys...und verkriechen sich in eine unscheinbare Ecke. Im Unterbewusstsein warten sie auf ihren bühnenreichen Auftritt mit unkontrollierten Wutausbrüchen, Weinkrämpfen, anderen emotionalen Höchstleistungen oder Krankheiten. 

Damit wir Gefühle wie Trauer und Wut unterdrücken können, benötigen wir eine Art Gefühlsfilter, damit diese nicht einfach aus uns raus kommen. Dieser Filter hemmt nicht nur die Trauer. Auch die Freude kann nicht frei und spontan gelebt werden. Er dämmt all unsere Emotionen. Wir leben sozusagen in der Grauzone der Gefühle. Wie können wir diesen Filter behutsam entfernen, um wieder ganz zu sein und all unseren Gefühlen Ausdruck zu geben?

Trauer und Freude - beides sind sie Ausdruck der Liebe.
Am ehesten erkennen wir dies, wenn ein geliebter Mensch von uns geht. In den Tränen der Trauer fliesst die Liebe. So hat die Freudenträne den selben Wert wie die Träne der Trauer. Lassen wir sie fliessen, damit unser Boden der Gefühle nicht austrocknet. 

Rituale für lebendige Traurigkeit
Oft liegt es einfach daran, unseren Gefühlen wieder die Möglichkeit zu geben, sich zu zeigen und zu fliessen. Das Dilemma ist, dass sich diese Gefühle in nicht passenden Momenten zeigen und bis wir einen ruhigen, ungestörten Augenblick für uns haben, sie bereits in der Schublade verstaut sind. Wenn Du Deinen Gefühlen wie Traurigkeit oder Wut regelmässig und bewusst Raum schenkst, gewinnen sie wieder an Selbstverständlichkeit. Am besten tust Du dies zuhause und ungestört. Achte auf eine liebevolle und wärmende Stimmung mit Kerzen oder Düften. Mich unterstützt dabei die Musik oder bestimmte Fotos. So habe ich eine Playlist "be sad" erstellt, welche mich wunderbar durch solche Zeiten begleitet. Am Anfang mag es sich fremd anfühlen, diese Gefühle fast künstlich hervorzuholen. Du wirst rasch merken, wie gut es tut und wie leichter Du Dich danach fühlst. Mit der Zeit benötigst Du dieses Ritual nicht mehr, da sich Deine Gefühle wieder zuhause fühlen in Dir und sich immer zeigen können. Dabei entsteht eine innere Harmonie und die Ausgeglichenheit kann einkehren in Dir. 

Die Natur als Unterstützung und Begleiter
Spaziergänge in der Natur können Blockiertes und Verdrängtes wieder zum Fliessen zu bringen. Vielleicht liegt Dir ein regelmässiger bewusster Aufenthalt in der Natur mehr. Du kannst Dich auch an einen Fluss setzen und einfach das Rauschen des Wassers wahrnehmen. Stelle Dir vor, wie dieser Fluss all Deine Tränen zum grossen Meer mitnimmt und sie da verdunsten. Spüre wie die Kraft des Fliessens auch durch Dich fliesst.

Der Stein der Weisen
Steine sind uralte Freunde und wunderbare Hüter von Erlebnissen und Geschichten. Hast Du das Bedürfnis zu reden, nicht aber mit einem Gegenüber? Da gibt es eine grossartige Möglichkeit. Suche Dir einen Stein aus, halte ihn in Deinen Händen und rede von Deiner Seele. Wenn sich das für Dich komisch anhört, versuche es einfach mal aus. Dieses Ritual eignet sich auch gut für Kinder, die ihr Innerstes nicht gerne Preis geben. Verwandle ihn mit Deiner Fantasie (bemalen und verzieren) zum besonderen Gefühls-Stein. 

Kürbisschnitzen (oder Räbeliechtli) mit Tiefgang
Stelle Dir beim Schnitzen vor, wie Du Raum für Deine Traurigkeit machst. Anstelle einer Fratze, kannst Du ein trauriges Gesicht schnitzen. Lasse den neu gewonnenen Raum und das traurige Gesicht mit Deinem Licht erhellen und erstrahlen. 

Geborgenheit und Wärme für danach
Nach solchen Ritualen darfst Du Dir eine besonders liebevolle Zeit gönnen. Kuschle Dich ein in Deine Lieblingsdecke, trinke Deinen Lieblingstee oder geniesse ein Bad. Mach es Dir so richtig gemütlich und wohlig. Das hast Du verdient. 

Pflanzen zum Räuchern oder als äth. Duftöle, die Dich dabei wunderbar unterstützen
- Beifuss "erwärmt das Herz und unterstützt den heilenden Fluss der Tränen"
- Holdunder und/oder Rosmarin "für den Loslösungsprozess"
- Rose "für das Liebliche und Versöhnende"

Traurig sein hat etwas so zartes und weiches und so kräftiges und starkes. Es ist der Ursprung vom Neubeginn. Erkenne in jeder Träne die Befreiung und den Samen der Liebe und des Glückes. 

Mit einer der Träne der Freude und einer der Trauer
Die Regentänzerin